Luftbild der Kläranlage Ziegelstraße, © Datenlizenz Deutschland – Zero – Version 2.0

Klär­an­la­ge Zie­gel­stra­ße

Wie funktioniert Abwasserreinigung?

1914 wurde erstmalig das Abwasser der Stadt Bad Salzuflen von einer Emscherbrunnen-Anlage mechanisch geklärt. Am gleichen Standort wurde die erste vollbiologische Kläranlage im Jahr 1961 in Betrieb genommen, in den Jahren 1989 bis 1996 kontinuierlich erweitert und für einen Anschluss von 96.000 Einwohnerwerten inklusive einem industriellen Anteil von ca. 25.000 Einwohnergleichwerten ausgebaut.
Die Zahl der angeschlossenen Einwohnerwerte beläuft sich derzeit auf ca. 60.000 – dieser Wert teilt sich auf in 49.000 tatsächliche Einwohner und weitere 11.000 sogenannte Einwohnergleichwerte, die der angeschlossenen Industrie entsprechen. Die aktuelle Jahresabwassermenge wurde als Mittelwert aus den vergangenen drei Jahren ermittelt und beträgt ca. 4.225.000 Kubikmeter.

Seit 1996 wird die Kläranlage als vollbiologische Abwasserbehandlungsanlage betrieben. Die Reinigung des Abwassers erfolgt in der Regel in drei Schritten und umfasst die mechanische, biologische und chemische Abwasserreinigung. Im letzten Teil der chemischen Reinigung, der sogenannten Flockungsfiltration, wird das Abwasser noch einmal von Restpartikeln und Restphosphor gereinigt, bevor das Wasser über einen Schönungsteich in den Vorfluter geleitet wird. Der Schönungsteich hat ein Gesamtvolumen von 25.000 Kubikmeter.
Im Schnitt befördert die Anlage bei Trockenheit ca.10.000 bis 12.000 Kubikmeter Wasser pro Tag, bei Regen können es schon mal bis zu 30.000 Kubikmeter sein. Heute nimmt die Anlage an der Ziegelstraße eine Fläche von ca. 100.000 Quadratmeter ein – das entspricht etwa der Größe von 14 Fußballfeldern.

Durch die Zentralkläranlage der Stadt Bad Salzuflen wird im Wesentlichen das Abwasser der Ortsteile Bad Salzuflen, Schötmar, Lockhausen, Wüsten, Biemsen-Ahmsen, Ehrsen-Breden und Werl-Aspe behandelt. Das kanalisierte Einzugsgebiet hat eine Größe von ca. 1728 Hektar und wird sowohl im Trennsystem als auch im Mischsystem entwässert. Das gereinigte Abwasser wird über die Einleitungsstelle ortsnah in ein namenloses Gewässer eingeleitet, welches im weiteren Verlauf in die Werre einmündet.

Die Einleitungsmenge von max. 380 Liter pro Sekunde kann schadlos abgeführt werden. Die Einleitungsstelle ist nicht öffentlich zugänglich, da sie innerhalb des umzäunten Kläranlagengeländes liegt. Um die Auswirkungen der Einleitungsstelle auf die Gewässergüte der Werre langfristig zu untersuchen, werden regelmäßig Wasserproben ober- und unterhalb der Einmündung des namenlosen Vorfluters in die Werre entnommen. Die Untersuchungsergebnisse liegen der Bezirksregierung Detmold vor. Seit dem Jahr 2012 wurden neben den gewässerökologischen Parametern auch Mikroschadstoffe im Gewässer untersucht. Eine Verpflichtung zum Bau der 4. Reinigungsstufe zur Reduzierung von Mikroschadstoffen besteht zur Zeit nicht.

Überwachungswerte

Gemäß der wasserrechtlichen Erlaubnis der Bezirksregierung Detmold wurden folgende Überwachungswerte festgesetzt:  

  • CSB = 50 mg/l
  • BSB5 = 10 mg/l
  • Ammonium-Stickstoff (NH4-N) = 3 mg/l
  • Nges, anorg = 15 mg/l
  • Gesamt Phosphat-Phosphor (PO4-Pges.) = 0,6 mg/l

Die Stadt Bad Salzuflen hat sich freiwillig für niedriger erklärte Werte verpflichtet um Abwasserabgabe zu sparen. Die Abwasserabgabe soll einen Anreiz bieten, die Schädlichkeit des Abwassers durch beispielsweise optimierte Abwasserbehandlung zu vermindern. Das erreichen wir dadurch, dass die Kläranlage vom technischen Stand und der Ausbildung des Personals in der Lage ist, niedrigere Überwachungswerte einzuhalten.

Schlammbehandlung

Bei den einzelnen Reinigungsschritten in der Abwasserreinigung entstehen verschiedene Arten von Schlamm, die einer speziellen Behandlung unterzogen werden müssen. Dabei ist es wichtig, eine Stabilisierung des Schlamms zu erreichen, das bedeutet im Schlamm enthaltener organischer Kohlenstoff soll soweit wie möglich abgebaut werden, damit Geruchsbeeinträchtigungen weitestgehend vermieden werden können. Weiteres Ziel der Schlammbehandlung ist es, das Volumen des Schlamms zu reduzieren um ihn landwirtschaftlich zu verwenden oder durch Verbrennung entsorgen zu können. Auf der Kläranlage Ziegelstraße entstehen ca. 4.100 Tonnen Schlamm/Jahr die bisher aufgrund der Inhaltstoffe landwirtschaftlich verwertet werden konnten.

Mo­der­ne Tech­nik

zum Schutz der Umwelt

Unsere Kläranlagen sind mehr als reine Abwasserreinigung. Das Zusammenspiel verschiedener Komponenten macht sie zu hochtechnisierten Anlagen, die für die Bürger*innen und Gewerbeunternehmen in Bad Salzuflen enorm wichtig sind.

In der Schaltwarte laufen alle wichtigen Parameter zusammen., © Stadt Bad Salzuflen
Prozessleitsystem

Schaltzentrale - Das Gehirn der Kläranlage

Eine Vielzahl an Sonderbauwerken der Mischwasserkanalisation sind im Kanalnetz vorhanden und somit der Zentralkläranlage vorgeschaltet.

Die Steuerung der gesamten Kläranlage einschließlich der Sonderbauwerke erfolgt über das Prozessleitsystem (PLS) der Kläranlage.

In der Schaltwarte laufen alle wichtigen Parameter zusammen. Hier erfolgt die kontinuierliche Überwachung und Steuerung aller verfahrenstechnischen Abläufe durch den Abwassermeister.

Mitarbeiter im Labor der Kläranlage, © Stadt Bad Salzuflen
Labor

Labortechnik - Das Herzstück beider Kläranlagen

Im Betriebsgebäude der Kläranlage Ziegelstraße befindet sich das Labor. Hier werden Abwasser- und Schlammproben beider im Stadtgebiet betriebenen Kläranlagen (Ziegelstraße und Holzhausen) mittels chemischen, physikalischen und biologischen Methoden untersucht.

Über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehend werden hier weitere Untersuchungen durchgeführt, die in Abstimmung mit den Abwassermeistern als notwendig erachtet werden. So wird ein zusätzliches Maß an Transparenz in den einzelnen Verfahrensschritten der Abwasserreinigung und Schlammbehandlung geschaffen und damit eine sichere Prozesssteuerung gewährleistet.

Photovoltaik-Freiflächenanlage auf dem Betriebsgelände der Kläranlage Ziegelstraße, © Stadt Bad Salzuflen
Photovoltaik

Sonnenkraftwerk mit Spitzenleistung

Auf einer Fläche von rund 4.000 Quadratmetern erzeugen fast 2.000 Sonnenkollektoren pro Jahr rund 410.000 Kilowattstunden Strom, dies entspricht dem Bedarf von rund 150 Haushalten. In der Kläranlage werden hierdurch 20% des benötigten Stroms gedeckt. Hierdurch werden jährlich etwa 223.000 kg CO2 eingespart.

Die Anlage wurde von den Stadtwerken Bad Salzuflen gebaut und wird seit Dezember 2016 von ihnen betrieben. Da die Stadtwerke die Wartung und die Reparatur der Photovoltaikanlage übernehmen, ergibt sich ein sehr wirtschaftlicher, sauberer und zuverlässiger Betrieb.

Elektro-Kleintransporter des Kläranlage., © Stadt Bad Salzuflen
Elektromobilität

Kläranlage fährt umweltfreundlich

Bereits zwei Kleintransporter der Kläranlage fahren umweltfreundlich mit Strom. Ein weiteres Fahrzeug folgt in 2022. Für 2024 ist die Umstellung des großen Transporters auf ein elektrisch betriebenes Fahrzeug vorgesehen, womit dann der gesamte Abwasserbereich vollständig elektrifiziert wäre. Somit können alle abwassertechnischen Anlagen im gesamten Einzugsgebiet der Stadt mit Elektrofahrzeugen angefahren werden. Selbstverständlich gibt es auf dem Kläranlagengelände die entsprechende Ladeinfrastruktur.

Kontakt

Stadt Bad Salzuflen | Fachdienst Tiefbau
Kläranlage
Ziegelstraße 73
32105 Bad Salzuflen
Abteilung Unterhaltung Kläranlagen, Kanäle, Gewässer
Mo - Do 7:00 - 16:00 Uhr
Fr 7:00 - 12:00 Uhr
Notrufnummer außerhalb der Öffnungszeiten: 05222 - 952-666
Stadt Bad Salzuflen | Fachdienst Tiefbau
Verwaltungsgebäude Benzstraße
Benzstraße 10
32108 Bad Salzuflen
Abteilung Unterhaltung Kläranlagen, Kanäle, Gewässer
1.OG | Raum B1.00
Mo - Mi 08:00 - 16:00 Uhr
Do 08:00 - 17:30 Uhr
Fr 08:00 - 12:00 Uhr